Margot Käßmann tritt zurück

Nach nur vier Monaten an der Spitze der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat die EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann ihren Rücktritt erklärt. Zugleich legte sie am Mittwoch in Hannover mit sofortiger Wirkung ihr Amt als hannoversche Landesbischöfin nieder. Die 51-Jährige zog damit die Konsequenz aus Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen einer Trunkenheitsfahrt. Käßmann war am Samstagabend mit 1,54 Promille Alkohol im Blut am Steuer ihres Dienstwagens in Hannover angehalten worden.

Käßmann erklärte am Mittwochnachmittag in Hannover, sie habe einen "schweren Fehler" gemacht, den sie "zutiefst" bereue. Sie könne und wolle nicht darüber hinwegsehen, "dass das Amt und meine Autorität als Landesbischöfin sowie als Ratsvorsitzende beschädigt sind". "Die Freiheit, ethische und politische Herausforderungen zu benennen und zu beurteilen, hätte ich in Zukunft nicht mehr so, wie ich sie hatte", erklärte sie. Sie trat daher am 24.02.2010 als Bischöfin und EKD-Ratsvorsitzende zurück.


Weitere Informationen

Erklärung der Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann

Gemeinsames EKD-Statement

Erklärung Ökumenisches Netzwerk

Erzbischof Zollitsch bedauert Rücktritt

Käßmann-Rücktritt: Aktuelle Nachrichten


(K)ein Nachruf

theology.de respektiert und bedauert sehr die Entscheidung von Frau Dr. Käßmann, ihr Amt als Bischöfin und EKD-Ratsvorsitzende niederzulegen. Sie zitierte als Begründung für ihren Rücktritt das Buch Jesus Sirach „Bleibe bei dem, was dir dein Herz rät„ (37,17): „Und mein Herz sagt mir ganz klar: Ich kann nicht mit der notwendigen Autorität im Amt bleiben. So manches, was ich lese, ist mit der Würde dieses Amtes nicht vereinbar. Aber mir geht es neben dem Amt auch um Respekt und Achtung vor mir selbst und um meine Gradlinigkeit, die mir viel bedeutet."

Delikt und Reaktion stehen in keinem Verhältnis, - auch nicht das Delikt und der Mediendruck bzw. die Häme und Schadenfreude über den Vorfall. Für uns alle gilt: "Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein!" (Johannes 8,7)
Das sagte Jesus zu den Menschen, die eine Ehebrecherin steinigen wollten. Er sagte dies nicht, weil er Ehebruch gut fand, sondern weil er es scheinheilig fand, wie Menschen mit Menschen umgehen, die Fehler gemacht haben. Auch BischöfInnen sind Menschen und keine Heilige.

Frau Dr. Käßmann hat Verantwortung für ihre Entscheidung übernommen. Das verdient Respekt. Dies ist ein Verlust für die Evangelische Kirche in Deutschland und ein Verlust für die Ökumene. Das macht traurig.


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