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Zu Advent und zu unserem Ökumenischen Adventskalender 2012:

Advent ist, gemeinsam unterwegs zu sein

In der Adventszeit damals haben sie sich auf den Weg gemacht. Die Krippe mit dem Jesuskindlein war das gemeinsame Ziel. Diese Geschichte steht nur in einem der vier Evangelien, bei Matthäus. Und dort ist nicht die Rede von Königen, sondern, je nach Übersetzung, von persischen Priestern, Magiern oder Sterndeutern. Wer sind diese Drei? Die drei Personen verkörpern zum einen die drei Lebensalter und die drei in der alten Zeit bekannten Kontinente: Der als Greis dargestellte Caspar steht für Europa; er bringt Gold als Geschenk. Melchior im besten Mannesalter vertritt Asien, er überreicht Weihrauch. Der jüngste und schönste, der Mohrenkönig Balthasar, steht für Afrika und bringt die Myrrhe.

Diese Drei sind aber ein Sinnbild für mehr: Die drei Könige machten sich auf den Weg, auf der Suche nach dem wahren Herrscher. Da sie miteinander an der Krippe eintreffen, müssen sie sich irgendwo getroffen und verabredet haben. Und gewiss haben sie auch darüber gesprochen haben, wer was wie sucht und warum, was man schenkt, wie man sich gemeinsamen dem Ziel nähert. Das ist der Dialog, der Trialog der Religionen - und dann sind Caspar, Melchior und Balthasar nicht nur Vertreter von Lebensaltern und Erdteilen, sondern Repräsentanten der drei abrahamitischen Weltreligionen Christentum, Judentum und Islam. Den Islam gab es damals zwar noch nicht; aber es gab den Zoroastrismus, dem die "Weisen aus dem Morgenland" zugerechnet werden. In Konkurrenz zum Christentum standen in den ersten Jahrhunderten das Judentum, der zoroastrische Mithras-Kult und der Manichäismus; heute ist es der Islam.

Diese neue Interpretation der Advents-Dreikönigsweg-Geschichte könnte also sein: Man findet Gott nicht im Wettlauf, auch nicht im religiösen Wettkampf; man findet ihn miteinander. Das ist auch der Kern des im Okzident verkannten und im Orient pervertierten Dschihad, der nicht den sog. „Heiligen Krieg“ fordert, sondern ein "Sich-Abmühen auf dem Weg Gottes". Der findet Gott, der sich auf den Weg macht, sich ins Unbekannte führen lässt. Er findet ihn im Reden mit den Anderen und in der gemeinsamen Suche; manchmal muss dabei auch einer auf den anderen warten. Miteinander suchen, Gemeinsamkeiten finden, sie auf ein Ziel hin zu verständigen. Das ist ein bisher gescheitertes Jahrtausendprojekt. Es ist der Advents- und Dreikönigsweg. Es lohnt sich, ihn wieder zu gehen.

Gedanken aus heiligen Schriften und von weisen Menschen mögen einladen, über Gott, das Göttliche und den Weg zu Gott nachzudenken. Gott als Schöpfer dieser Welt offenbart sich in Schriften, seinen Geschöpfen und in seiner Schöpfung. Daher ist dieser Adventskalender ökumenisch, da er die Ökumene (griech. η οἰκουµένη), d.h. "die gesamte bewohnte Welt" und auch im biblischen Sinne die "zukünftige Welt" im Blick hat. Lassen Sie sich mit diesen Aussagen, Gedanken, Prophezeiungen inspirieren und durch die Adventstage auf das Wunder von Weihnachten hinführen.

Wir wünschen Ihnen eine erfüllte Adventszeit 2012

Ihr Team von theology.de