Dawkins, R.: Die Poesie der Naturwissenschaften

Clinton Richard Dawkins (so sein voller Name; um R.D. in Person zu sehen und zu hören, siehe beispielsweise https://www.youtube.com/watch?v=EWGAg9iGPLQ) ist Bestseller-Autor und der wohl bekannteste Vertreter des sogenannten ´Neuen Atheismus´. Das Magazin Prospect wählte ihn 2013 zum weltweit wichtigsten Denker; der Spiegel bezeichnete ihn als „einflussreichsten Biologen seiner Zeit“.

Hier nun seine umfängliche zweiteilige Autobiographie: Teil I (S. 11-259) heißt „Staunende Neugier“ (An Appetite for Wonder; 2013), Teil II (S.261-711) „Eine Kerze im Dunkeln“ (Brief Candle in the Dark; 2016). Dem Ullstein-Verlag ist zu danken, dass er der interessierten Öffentlichkeit beide Teile ungekürzt und sehr zeitnah in einem Band zugänglich macht. Das aus Namen und Sachen bestehende Register (S. 712-730) hilft zur Erschließung. Einen lebendigen fotographischen Eindruck vermitteln die vielen Familienfotos zwischen den Seiten 128 und 129 (etwas weniger sind es zwischen 224 und 225; zwischen den Seiten 512 und 513, 608 und 609 sieht man dann mehrmals den Verfasser und seine Bücher, (Wissenschafts-)Freunde, Film- und Fernsehengagements und am Ende die Festtafel zu Dawkins´ 70.Geburtstag im Jahre 2011.

Teil I beginnt mit R.D.´ Geburt im März 1941 in Nairobi. Dort kam er „gewissermaßen mit dem Tropenhelm auf die Welt“ (S. 21). Denn sein Vater war in Kenia bei den alliierten Streitkräften. Die Familie kehrte dann 1959 endgültig nach England zurück. Sehr ausführlich und farbig wird der Anfang (inklusive die Vorfahren) und Fortgang geschildert, bis zum Ende des Buches. R.D. ist ein unterhaltsamer, leicht und deshalb gerne zu lesender Erzähler seines eigenen Lebens, seiner Anliegen und seiner Zeit.

S. 126-130 erfährt man, wie sich zwei Freunde und er im Alter von 17 Jahren „zu militanten Religionsfeinden entwickelten.“ (S. 126 umgestellt) Aber noch nicht vollständig. Denn R.D. verehrte zum Beispiel Elvis Presley und dessen Song „I believe“. Und er glaubte fest an einen nicht konfessionsgebundenen Schöpfergott.“ (S. 128) Doch immer mehr und immer offensiver entwickelt sich R.D. zum beinharten Atheisten. Die Bergpredigt Jesu findet er zwar „so gut, dass man sich wünschen würde, mehr Christen würden sich daran halten.“ (S. 683) Aber kurz davor steht S. 682 ein langes Zitat aus R.D.´ Buch “Der Gotteswahn“, das folgendermaßen beginnt: „Der Gott des Alten Testaments ist … die unangenehmste Gestalt in der gesamten Literatur: Er ist eifersüchtig und auch noch stolz darauf; ein kleinlicher ungerechter, nachtragender Überwachungsfanatiker...“ Solche und ähnliche Äußerungen haben in R.D.´ Biografie ihren Platz; weil er jedoch ein wesentlicher Vordenker und Sprecher des neuen Atheismus ist, gewährt er mit seiner Autobiographie auch einen Einblick in dessen Geschichte.

Auf einen Punkt konzentriert: wer R.D. bisher nur vom Hörensagen kannte oder wer gerne mehr über ihn erfahren möchte, bekommt mithilfe seiner Autobiographie sehr frische und lebendige Anschauungen – abgesehen von jeder sachlichen Auseinandersetzung. Wie ein Sahnehäubchen obendrauf sind die englischen (S. 690-692) und die deutschen Gedichte (S. 697-7079). (gm)

Richard Dawkins
Die Poesie der Naturwissenschaften. Autobiographie

An Appetite for Wonder
Aus dem Aus dem Englischen übersetzt von Sebastian Vogel.
Hardcover
gebunden mit Schutzumschlag
736 Seiten
ISBN-13 9783550080678
38,- Euro

UIllstein Buchverlage GmbH



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