Loveparade 2010

Nach der Katastrophe auf der Love-Parade am 24. Juli in Duisburg mit 21 Toten und Hunderten von zum Teil schwer Verletzten herrscht Erschütterung. Die Reaktionen darauf sind sehr unterschiedlich. Der amtierende EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider und Papst Benedikt XVI. gedenken in ihren Stellungnahmen der Opfer und ihrer Angehörigen. Die Buchautorin und Fernsehmoderatorin Eva Herman (Hamburg) sieht hingegen eine Parallele zwischen der Love-Parade und der alttestamentlichen Geschichte von Sodom und Gomorrha (1. Mose 19). Ein paar Tage später entschuldigt sie sich für diesen Vergleich.

Vielen Menschen fragen sich: Wie konnte Gott ein solches Unglück zulassen? In dieser Katastrophe die Rache oder einen Fingerzeig Gottes gegen die Loveparade oder die Organisatoren zu sehen, wie es nicht nur Eva Herman tat, verbietet der christliche Glaube. Gottes Wirken bei der Loveparade im jedem Geschehen zu entdecken und theologisch zu deuten, übersteigt die menschlichen Fähigkeiten und ist ein Missbrauch Gottes. Das wäre eine Instrumentalisierung Gottes, da wird Gott vor die eigene Weltanschauung gespannt.

Als gläubige Christen können wir die Frage nach dem "Warum?" einer solchen Traödie nicht beantworten. Doch bei aller Betroffenheit und aller Ohnmacht dürfen wir gewiss sein: Gott hatte und hat die Menschen nicht verlassen, die um ihr Leben gefürchtet und gekämpft haben, die in ihrer Panik nur noch ihr eigenes Leben retten wollten. Gott wird auch die Menschen nicht verlassen, die bei ihren Planungen und Entscheidungen Fehler begangen haben und schuldig geworden sind. Denn vor allem ist Gott bei den Trauernden, die ihre verstorbenen Angehörigen und Freunde in ihm geborgen wissen dürfen. Schuld und Sterben sind nicht das letzte Wort, denn Gott ist größer als unser Herz und all unsere Vorstellungen.

Schneider will am Samstag, 31.07.2010, im ökumenischen Trauergottesdienst auch der Frage nachgehen, wie Gott solche Unglücke wie in Duisburg zulassen kann. Doch dürfe die Frage nach Gott nicht dazu dienen, von der Verantwortung von Menschen abzulenken. "Gott ist keine Lebensversicherung", sagte Schneider. Aber es gehöre zur Kraft des Glaubens, dass die Menschen in der Trauer nicht zerbrechen.

Der Gründer der Love-Parade, Matthias Roeingh, - alias „Dr. Motte“ - hat die Veranstalter scharf kritisiert, denn sie seien schuld an der Katastrophe. Er warf ihnen „reine Profitgier“ vor: „Da ging es doch nur ums Geldmachen. Die Veranstalter haben nicht das geringste Verantwortungsgefühl für die Menschen gezeigt.“ Es sei ein Skandal gewesen, die Menschen nur durch einen einzigen Zugang auf das Gelände zu lassen.

Kirchliche Bedenken gegen die Love-Parade
Gegen die Massenveranstaltung hatte es schon im Vorfeld auch kirchliche Bedenken gegeben. Bereits Anfang des Jahres hatte der Evangelische Kirchenkreis Duisburg die Stadt aufgefordert, auf die Durchführung zu verzichten. Das dafür benötigte Geld sollte besser in eine nachhaltige Jugendarbeit fließen.
Damals rechnete Duisburg mit Kosten von rund 840.000 Euro; in Medienberichten beliefen sich die Schätzungen auf bis zu zwei Millionen. Im vergangenen Jahr war das Spektakel in Bochum abgesagt worden; ein Hauptgrund war die mangelnde Kapazität des Hauptbahnhofs. Die Love-Parade wurde zwischen 1989 und 2006 16 Mal in Berlin ausgetragen. 2007 fand sie in Essen mit 1,2 Millionen, 2008 in Dortmund mit 1,6 Millionen Besuchern statt. Nach der Tragödie von Duisburg soll es keine Love-Parade mehr geben.

Aus einem Blog:

"... Junge Menschen wollten Musik hören, tanzen, das Leben genießen und feiern. Wenn Menschen das Leben feiern - dann ist es, als würden sie Gott dafür danken, dass er es ihnen geschenkt hat. Ein wunderbares Geschenk! Und wenn es dann so schnell und so grausam zu Ende geht, dann ist es verständlich zu fragen - wo Gott und seine Zuwendung jetzt zu spüren ist.

Wem hilft es jetzt, über Love Parade und andere Großveranstaltungen zu urteilen?

Wem hilft es jetzt, Schuldvorwürfe in alle Himmelsrichtungen auszuteilen?

Hilft uns das wirklich, um unsere Traurigkeit und unsere Erschütterung und unsere Hilflosigkeit zu betäuben? Und warum können wir das nicht einfach mal aushalten - schlicht, weil wir es müssen und gar keine andere Wahl haben..."



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