Dietz Alexander, Seubert Harald, Schwarz Hans (Hg.): Digitale Realutopien und christliche Heilserwartung. Spannungsfelder heutigen Glaubens. Festschrift für Werner Thiede
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Dietz Alexander, Seubert Harald, Schwarz Hans (Hg.): Digitale Realutopien und christliche Heilserwartung. Spannungsfelder heutigen Glaubens. Festschrift für Werner Thiede
Rechtzeitig zu seinem 70. Geburtstag ist für den Erlanger Systematischen Theologen und Publizisten Prof. Dr. Werner Thiede eine beeindruckende Festschrift erschienen: Digitale Realutopien und christliche Heilserwartung. Spannungsfelder heutigen Glaubens. Der über 600 Seiten starke Band, herausgegeben von Alexander Dietz, Harald Seubert und Hans Schwarz, versammelt 26 interdisziplinäre Beiträge und ehrt damit einen Theologen, der seit Jahrzehnten durch klare Gedankenführung, öffentliche Präsenz und theologische Tiefe wirkt.
Ein Theologe von Weitblick und Tiefe
Werner Thiede, Pfarrer i. R. der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und apl. Professor für Systematische Theologie an der Universität Erlangen-Nürnberg, gehört zu den profilierten Stimmen gegenwärtiger Theologie. Seine Arbeit reicht von Eschatologie über Christologie und Medienethik bis zu Fragen der Künstlichen Intelligenz. Die Festschrift zeigt: Thiede ist nicht nur ein scharfsinniger Denker, sondern auch Lehrer, Publizist und Brückenbauer zwischen Theologie und Gesellschaft.
Weite Themenvielfalt – interdisziplinär und aktuell
Der Band gliedert sich in fünf große Themenfelder:
1. Digitale Realutopien:
Beiträge von Yvonne Hofstetter, Marco Hofheinz, Walter von Lucadou und Ulrich Schneider-Wedding thematisieren ethische, psychologische und theologische Herausforderungen der Digitalisierung. Besonders eindrucksvoll: die Reflexion über „Robot-Götter“ und die Frage, ob christliche und digitale Heilsvorstellungen überhaupt vereinbar sind.
2. Christliche Heilserwartung und Gottesvorstellungen:
Hans G. Ulrich eröffnet mit dem Beitrag „Echte Transzendenz“ eine theologische Perspektive der Hoffnung in Zeiten des Digitalen. Alexander Dietz widmet sich dem Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung, während Ulrich Beuttler über das Verhältnis von Theologie und Abendmahl in postmodernen Kontexten reflektiert. Thomas Kothmann setzt mit einem Vergleich von Jesus und Mohammed einen religionsdialogischen Akzent.
3. Historische und exegetische Studien:
Jörg Frey beleuchtet die Apokalyptik als Form der Krisenbewältigung, Eberhard Busch zeichnet Karl Barths frühe Göttinger Zeit nach, und Rainer Riesner fragt nach der biblischen Perspektive auf die Abschaffung der Sklaverei.
4. Systematische und religionsphilosophische Perspektiven:
Harald Seubert denkt über die Identität des christlichen Glaubens „aus unverfügbarem Grund“ nach, Daniel von Wachter verteidigt die geistige Dimension des Menschen, und Gunther Wenz entfaltet in „Kunst als Gottesoffenbarung“ die Theologie ästhetischer Erfahrung.
5. Gemeinde und Gegenwart:
Beiträge von Klaus Baschang, Wilfried Kühling und Peter Zimmerling verbinden Praxisnähe mit theologischer Reflexion. Besonders spannend: Kühling deutet Umwelt- und Klimakatastrophen aus Sicht der Johannesoffenbarung.
Eine Ehrung, die Maßstäbe setzt
Im Vorwort danken die Herausgeber allen Beteiligten und betonen, dass die Festschrift nicht nur die theologische Breite, sondern auch die geistige Offenheit Werner Thiedes widerspiegelt. Der Band liest sich wie ein Panorama heutiger Theologie – von Digitalisierungsfragen bis zu Schöpfungsspiritualität, von der Apologetik bis zur Seelsorge.
Bibliographie als Lebenswerk
Abgerundet wird das Werk durch eine umfangreiche Bibliographie, die hier auf zwei Drittel des Originalverzeichnisses von über 1000 Einträgen gekürzt ist. Sie dokumentiert Thiedes jahrzehntelanges Wirken in Wissenschaft, Publizistik und Kirche und zeigt eindrucksvoll die Spannweite seines theologischen Engagements.
Summa summarum
Diese Festschrift ist weit mehr als ein wissenschaftliches Kompendium – sie ist ein Zeichen der Dankbarkeit und Wertschätzung. Sie ehrt einen Theologen, der die Wahrheitsfrage mutig gegen Zeitgeist und Beliebigkeit behauptet und zugleich offen bleibt für die Herausforderungen einer digitalen Welt.
Der LIT Verlag hat mit diesem Band ein Werk veröffentlicht, das nicht nur den Jubilar würdigt, sondern zugleich ein Stück aktueller Theologiegeschichte schreibt – ein Buch, das Inspiration bietet für alle, die an der Schnittstelle von Glaube, Wissenschaft und Gesellschaft denken.
Alexander Dietz, Harald Seubert, Hans Schwarz (Hg.)
Digitale Realutopien und christliche Heilserwartung – Festschrift für Werner Thiede
2025, 614 Seiten
ISBN: 9783643148452
49,90 €
(E-book 44,90 €)