Textversion
Kirche Theologie Schriften Religionen Themen Downloads Service Skurriles Suchen
Startseite Service Bücher Buchempfehlungen

Service


CORONA-TIPPS Bücher Podcasts Software Veranstaltungen Jobangebote Suchmaschinen NEWSletter-Archiv RSS-News Über uns Preisrätsel

Buchempfehlungen Zu Advent, Weihnachten, Neujahr Bücher für das WWW Verlage Antiquariate Zeitschriften

Sitemap NEWSletter LINK-Hinweis Disclaimer Datenschutzerklärung Impressum Kontakt Über uns

Maier, J.: Juden als Sündenböcke

Verfasser dieses Buches zur „Geschichte des Antijudaismus“ (= Untertitel) ist nicht der bekannte, 1933 geborene Judaist Johann Maier (ich hatte die beiden Maiers verwechselt!). Johann Maier schrieb deutschsprachige Standartwerke zum Judentum und zur jüdischen Geschichte. Eines seiner Werke ist im Literaturverzeichnis dieses Buches (S. 297-300) aufgeführt.

Johannes Maier – so die Auskunft auf der Umschlagseite – ist zwar auch Österreicher, wurde jedoch 1946 geboren und ist Leiter des Reiseveranstalters Dr. Maier. Er reiste viel und ist an vergleichender Religionswissenschaft, Philosophie, Geschichte und Geopolitik interessiert. Er ist jedoch nicht Historiker oder sonst vom Fach. Und das spürt man dem Buch leider ab.

Vor allem im Äußeren (Druckfehler, zum Beispiel auf den Seiten 158.327 und „Preussen“ statt Preußen). Viele Zitate sind nicht belegt. Außerdem sind die Zitate auf S. 301-329 nicht wie üblich in arabischen Ziffern notiert, sondern römisch! In den Tausenden von Büchern, die ich in Händen hatte, ein Unikum. Außerdem erfolgen Jahresangaben einmal traditionell (vor/nach Chr.), dann jedoch auch v.u.Z. (= vor unserer Zeitrechnung).

Sodann die inhaltlichen Mängel. Mir fielen eklatant fünf auf: der Begriff ´Sündenbock´ ist plakativer Teil des Titels, wird jedoch an keiner einzigen Stelle im Buch weder in seiner biblischen Herkunft noch in der sozialwissenschaftlichen Verwendung erklärt. S. 130f wird Luther traktiert, ohne einen einzigen Beleg! Als Geburtsjahr steht (statt 1483) 1463, und die Schrift „Die Juden und ihre Lügen“ von 1543 wird auf 1534 datiert; andere Judenschriften Luthers (es gibt insgesamt fünf!) werden gar nicht genannt! S. 213 steht Ammuriter (statt Ammoniter?) und Hurriter (statt Hethiter?); auf S. 261 liest man mehr als abenteuerliche Ausführungen zu einer israelitischen Trinität, und welcher Rabbi würde der dort dargebotenen Ableitung des Namens ´Israel´ beipflichten? - Mit den schlimmsten inhaltlichen Mangel sehe ich darin, dass Maier überhaupt nicht erwähnt, dass der Antijudaismus leider auch biblische Grundlagen hat (zum Beispiel: „sein Blut komme über uns und unsere Kinder“).

Wenn man jedoch an Maiers Buch kein gutes Haar lassen würde, wäre es meines Erachtens auch nicht recht. Denn erstens kommt er seinem Anliegen, den Antijudaismus im Laufe der Geschichte zu verfolgen nach. Besonders beeindruckend ist die Aufstellung der Judenverfolgungen auf S. 326f, von 70 n.Chr. bis hin zur „Shoa in Deutschland, Österreich, Polen, Ungarn, etc.“ (inklusive des Verweises auf www.segne-israel.de/artikel/judenverfolgung.htm). Und leider sind zweitens Maiers Einschätzungen zur gegenwärtigen Lage im Nahen Osten vermutlich wahr: der Staat Israel fördert weder einen gemeinsamen Staat mit den Palästinensern, noch eine eigene föderale oder demokratische und multikulturelle Struktur (S. 179f). (gm)


Johannes Maier
Juden als Sündenböcke
Geschichte des Antijudaismus

kartoniert 329 S. 24,90 €
Bd. 132, 2016, 328 S., 24.90 EUR, 24.90 CHF, br., ISBN 978-3-643-50709-9

LIT Verlag

Druckbare Version

Kaffanke, J.: Ein Predigerbruder, der Seuse hieß Gebhardt, E.: Riskante Freiheit(en)?