Fried, J.: Kein Tod auf Golgatha
Der Verfasser dieses neuesten Jesus-Buches ist ein renommierter Mediävist. In diesem theologisch-medizinisch-historischen Buch geht es dem Verfasser bedingt zwar auch um historische Fragen, jedoch nur bezogen auf das Sterben Jesu und dem Danach. Titel und Untertitel signalisieren den Gang seiner Überlegungen.
Fried interpretiert das Sterben Jesu auf der Folie des vierten Evangeliums: „dieser Evangelist informierte über Jesus am Kreuz präziser als alle anderen.“ (S. 20) Trotzdem bleiben viele Fragen und Unsicherheiten. Das betont Fried mehrmals. Er unterstellt – diese Kürzestfassung seines „Schriftchens“ (S. 7) liest man auf S. 73 – dass Jesus „nicht am Kreuz gestorben“ ist. Das „war den Dabeistehenden nur so erschienen. Er erlitt – unfallchirurgisch gesehen - am Kreuz auf Grund innerer Verletzungen eine CO2;-Narkose, die ihn in todesähnliche Ohnmacht versetzte, aber nicht tödlich endete, da der Stich in die Seite nun wie eine Punktierung bei ausgeatmeter Lunge wirkte.“ Jesus war also nur scheintot. Mit Hilfe einer relecture bekannter, sicherer und vor allem unsicherer Quellen sucht Fried „nach möglichen Lebensspuren eines mit Gewissheit untergetauchten Mannes...“ (S. 74), am wahrscheinlichsten „in der (ost)syrisch-arabisch-mesopotamischen Diaspora.“ (S. 128)
Ohne weitere Einzelheiten zu nennen, lautet mein zweifaches, klares, etwas provokanntes Schlusswort so:
- Da begibt sich der in seinem Metier verdiente Historiker in fremde Gefilde – und (in Bergsteigersprache gesagt) versteigt sich oder Frieds eigenes Bild vom Glatteis (S. 21) aufnehmend und abwandelnd: das Eis hält nicht; es bricht. Denn Fried verkennt Wesen und Charakter der biblischen Schriften.
- Kopfschütteln über den ansonsten sehr soliden Verlag. Wie konnte man dieses Buch veröffentlichen? Gab es da kein fachkundigeres, kritischeres Lektorat? (gm)
Johannes Fried
Kein Tod auf Golgatha
Auf der Suche nach dem überlebenden Jesus
978-3-406-73141-9
189 S., mit 11 Abbildungen und 1 Karte
München 2019
19,95 €
C.H.Beck