Beckert, Sven: Kapitalismus

Sven Beckerts monumentales Werk Kapitalismus. Geschichte einer Weltrevolution ist weit mehr als eine wirtschaftshistorische Darstellung. Es ist ein globales Panorama, das die moralischen und spirituellen Spannungsfelder sichtbar macht, in denen sich der moderne Kapitalismus entwickelt hat – und in denen wir heute leben. Der Harvard-Historiker zeigt klar und eindringlich, wie eng die Erfolgsgeschichte des Kapitalismus mit Kolonialismus, Sklaverei, Enteignung und massiver Ungleichheit verbunden war. Gleichzeitig macht er deutlich, wie sehr diese Ordnung bis heute das Denken von Freiheit, Fortschritt und Wohlstand prägt.

Für eine theologische Lektüre ist dieses Buch hoch relevant. Die biblische Option für die Armen, die prophetische Kritik an Unterdrückung und ungerechten Strukturen sowie die Frage nach einem nachhaltigen Umgang mit der Schöpfung erhalten bei Beckert historische Tiefenschärfe. Seine Analyse erinnert daran, dass wirtschaftliche Prozesse nie „neutral“ sind, sondern immer Ausdruck von Machtverhältnissen – und damit ethisch verantwortungsbedürftig.

Beckerts Globalgeschichte konfrontiert uns mit der Frage, was „gute Ordnung“ im Licht des Evangeliums bedeutet: In welchem Verhältnis stehen Wachstum und Gerechtigkeit, Freiheit und Verantwortung, Innovation und Bewahrung? Für kirchliche und gesellschaftliche Debatten über sozialethische Fragen ist dieses Buch deshalb ein wertvoller Impuls.

Ein großes, herausforderndes Werk, das die theologischen Kernfragen nach Gerechtigkeit, Menschenwürde und Schöpfungsverantwortung in neuer Dringlichkeit aufscheinen lässt – und damit auch für kirchliche Leserinnen und Leser sehr empfehlenswert.

Sven Beckert
Kapitalismus
Geschichte einer Weltrevolution
Übersetzt von: Helmut Dierlamm, Werner Roller, Sigrid Schmid, Thomas Stauder

2025
ISBN: 978-3-498-00591-7
180 S.
42,- Euro

Rowohlt