Evangelische Kirche in Deutschland (EKD): Welt in Unordnung – Gerechter Friede im Blick
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Evangelische Kirche in Deutschland (EKD): Welt in Unordnung – Gerechter Friede im Blick
Mit ihrer neuen Friedensdenkschrift Welt in Unordnung – Gerechter Friede im Blick liefert die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ein klar durchdachtes, zeitgemäßes und zugleich zutiefst ethisches Fundament für eine Friedensethik in herausfordernden Zeiten. Das Papier reagiert auf die wachsenden globalen Unsicherheiten – von geopolitischen Konflikten über hybride Kriegsführung bis hin zu den Folgen der Klimakrise – und bietet Orientierung und Impulse für Kirche wie Gesellschaft.
Ein zentrales Verdienst der Denkschrift ist ihre theologische Tiefe gepaart mit politischer Realitätsnähe: Sie hält am Ideal der Gewaltfreiheit fest, erkennt aber ebenso die Notwendigkeit des staatlichen Schutzes vor Gewalt an.
Damit setzt sie nicht auf naive Pazifismushoffnungen, sondern auf eine verantwortungsbewusste Friedensethik, die den Menschen in seiner Verletzlichkeit nicht ignoriert.
Das Leitbild des „Gerechten Friedens“, das die Denkschrift entwirft, ist besonders überzeugend: Es verbindet vier Dimensionen – Schutz vor Gewalt, Freiheitsförderung, Abbau von Ungleichheiten und Umgang mit Vielfalt – zu einer ganzheitlichen Vision. Dabei betont die Denkschrift sehr klug, dass Frieden kein statischer Zustand ist, sondern ein Prozess, in dem Gerechtigkeit wachsen muss.
Auch in der Frage militärischer Gewalt bleibt die EKD nicht naiv: Die Denkschrift erlaubt „rechtserhaltende Gewalt“, sieht sie aber nur als letzte Möglichkeit („ultima ratio“). Dieser pragmatische, aber nicht kompromisslose Ansatz erscheint realistisch in einer Welt, in der Staaten Verantwortung tragen und Menschen Schutz brauchen, aber ohne das Ideal eines dauerhaft friedvollen Miteinanders aufzugeben.
Besonders lobenswert ist, wie die EKD aktuelle Herausforderungen konkret adressiert: Die Denkschrift thematisiert die Gefahr hybrider Kriegsführung, also Angriffe, die nicht nur mit Waffen, sondern über Desinformation, Cyberattacken oder politische Destabilisierung geführt werden. Sie ruft zu Bildung, Aufklärung und demokratischer Resilienz auf, was sie zu viel mehr als einem rein theologischen Text macht – es ist ein praxisnaher ethischer Kompass für Gesellschaft und Politik.
Darüber hinaus ist das Papier ein kraftvolles Zeichen kirchlicher Verantwortung: Die EKD versteht sich nicht nur als Mahnerin, sondern als aktiver Impulsgeberin im öffentlichen Diskurs. Es betont die Rolle der Kirche als Ort der kritischen Reflexion, des Gewissens und des friedensethischen Engagements.
Insgesamt ist Welt in Unordnung – Gerechter Friede im Blick ein mutiges und sehr wichtiges Dokument. Es zeigt, dass die EKD sich nicht vor den komplexen Realitäten unserer Zeit verschließt, sondern sich glaubwürdig und leidenschaftlich für eine friedensethische Orientierung einsetzt. Es ist gleichermaßen ein theologischer Anker und ein pragmatischer Wegweiser – ein Beitrag, der nicht nur für Christ*innen, sondern für alle, die sich den Herausforderungen dieser unruhigen Welt stellen wollen, von großem Wert ist.
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) (Herausgeber)
Welt in Unordnung – Gerechter Friede im Blick
Evangelische Friedensethik angesichts neuer Herausforderungen. Eine Denkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland
ISBN: 978-3-374-07980-3
Paperback
Seitenzahl: 152
12,- Euro