Gerlach, Daniel: Die Kunst des Friedens
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Gerlach, Daniel: Die Kunst des Friedens
Ein Buch über Frieden – zur rechten Zeit
Daniel Gerlach, Nahost-Experte, Historiker und langjähriger Chefredakteur von zenith – Zeitschrift für den Orient, legt mit Die Kunst des Friedens ein Werk vor, das gleichermaßen geschichtlich, politisch und zutiefst menschlich ist. Während weltweit Kriege eskalieren und Dialoge abbrechen, erinnert Gerlach daran, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit ist, sondern eine Kunst – eine, die gelernt, geübt und gepflegt werden muss.
Das Buch entfaltet diese Kunst anhand von Beispielen aus Diplomatie, Weltgeschichte, Religionsgeschichte, Kunst und politischer Psychologie. Gerlach verbindet große Konflikterzählungen mit kleinen, überraschenden Beobachtungen aus Museen, Archiven und Begegnungen im Nahen Osten. Die Rezensenten sprechen zu Recht von einem „klugen, eindringlichen Buch“ und von einer „Lehre der Hoffnung“ in dunkler Zeit.
Die Kunst des Friedens: Diplomatie als Lebenshaltung
Gerlachs zentrale These lautet: Frieden entsteht nicht allein durch Verträge und Machtbalance, sondern durch kulturelle und emotionale Intelligenz. Der Autor nimmt seine Leserinnen und Leser mit in die Welt der Friedensverhandlungen, Friedensstifter und kulturellen Brückenbauer.
Er zeigt, wie Kunst, Rituale und Symbole helfen können, Konflikte zu entschärfen – von antiken Darstellungen des Handschlags über diplomatische Gastgeschenke bis zu modernen Friedensgesprächen im Nahen Osten. Frieden ist für Gerlach nicht nur das Ende von Gewalt, sondern ein Zustand wechselseitiger Anerkennung – politisch, kulturell und spirituell.
Warum das Buch theologisch bedeutsam ist
Das Buch berührt zahlreiche Themen, die im Zentrum christlicher Theologie stehen:
1. Frieden als biblischer Grundbegriff
Gerlach beschreibt Frieden nicht als naiven Idealismus, sondern als realistische, mühsame, dialogische Praxis – ein Verständnis, das stark an den biblischen Begriff Schalom erinnert:
Frieden als umfassendes Heil, als gerechte Ordnung, als gelingende Beziehung.
2. Menschenbild und Würde
Seine Analyse der Konfliktpsychologie, der Feindbilder, der Macht der Sprache und der Rolle von Emotionen reflektiert unausgesprochen das christliche Menschenbild:
Menschen sind verletzlich, aber lernfähig; konflikthaft, aber zur Versöhnung fähig.
3. Versöhnung als politische Kategorie
Gerlachs Blick auf historische Friedensschlüsse – etwa den Westfälischen Frieden – zeigt:
Versöhnung braucht Gedächtnis, Gerechtigkeit und das mutige Eingestehen eigener Schuld.
Damit berührt er Kernthemen kirchlicher Friedensethik.
4. Die Kunst des Zuhörens
Gerlach betont den Wert von Zuhören, Empathie und Geduld.
Genau dies sind auch wesentliche Haltungen in der Seelsorge und im ökumenischen bzw. interreligiösen Dialog.
Stil: Sachlich klar – erzählerisch inspirierend
Das Buch ist gut lesbar, präzise, aber nicht akademisch schwer. Gerlach schreibt journalistisch geschult, mit sinnlichen Bildern und großer Kenntnis kulturhistorischer Zusammenhänge. Er scheut sich nicht, schwierige Fragen zu stellen, aber er schreibt nie resigniert – stets mit dem Vertrauen, dass Frieden möglich bleibt.
Seine Fallbeispiele – von israelisch-arabischen Vermittlungsreisen bis zu vergessenen Konflikten im Mittelalter – zeigen: Historische Weisheit ist heute nötiger denn je.
Fazit: Ein wichtiges Buch für Theologie, Kirche und Gesellschaft
Daniel Gerlachs Die Kunst des Friedens ist ein inspirierendes, kluges und hoffnungsvolles Buch. Es zeigt, wie Frieden tatsächlich entstehen kann – nicht romantisch, sondern realistisch, nicht abstrakt, sondern konkret: durch Begegnung, Respekt, kulturelle Sensibilität und das entschlossene Lernen aus der Geschichte.
Für Christinnen und Christen, die sich mit Friedensethik, interreligiösem Dialog oder politischer Verantwortung beschäftigen, ist dieses Buch eine sehr empfehlenswerte Lektüre.
Es erinnert an ein biblisches Grundvertrauen, das immer wieder herausfordert: Selig sind, die Frieden stiften
Gerlach, Daniel
Die Kunst des Friedens
Eine andere Geschichte des Nahen Ostens — Deals, Friedensverhandlungen & Geheimdiplomatie
416 Seiten
ISBN 978-3-570-10585-6
25,- Euro