Hemmerle, Klaus: Zur Krippe durch die Hintertür
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Klaus Hemmerle: Zur Krippe durch die Hintertür
Ein ungewöhnlicher Zugang — und warum er berührt
„Zur Krippe durch die Hintertür“ verzichtet bewusst auf die gewohnten weihnachtlichen Bilder von Idylle und Erhabenheit und nähert sich dem Geheimnis von Weihnachten auf eine Weise, die provoziert und zugleich tröstet. Hemmerle — früher Bischof von Aachen und tief im theologischen Denken verwurzelt — versteht es, Weihnachten nicht als bequemes Ritual, sondern als existenziellen Einschnitt in das Leben der Menschen zu deuten.
Durch diese „Hintertür“ — durch weniger vertraute, vielleicht auch unbequeme Impulse — wird das scheinbar Vertraute neu zugänglich: Die „Menschwerdung Gottes“ wird nicht romantisiert, sondern als „Skandal“ gedacht — Gott begegnet „in der Niedrigkeit eines Kindes“.
Dieser Zugang entfaltet seine Tiefe nicht durch theologische Lehrsätze, sondern durch Sprache, Bild und Staunen — dadurch, dass wir einen Schritt zurücktreten und versuchen, mit frisch geöffneten Augen auf das Fest zu schauen. Für viele, die Weihnachten aus Gewohnheit feiern, kann das ein befreiendes, neues Erleben sein.
Theologische Impulse und spirituelle Relevanz
Hemmerles Texte laden ein zur Meditation darüber, was Weihnachten bedeutet — nicht nur als historische Erinnerung, sondern als Gegenwartserfahrung. Indem Gott sich klein und verletzlich macht, eröffnet sich eine Hoffnung auf Teilhabe und Gemeinschaft, die über bloße Tradition hinausweist. Der theologische Grundgedanke: Gott zieht sich nicht zurück in ferne Unnahbarkeit, sondern tritt ein in die Nähe des Menschen, wird handgreiflich, sichtbar — und fordert eine Antwort heraus.
Gerade in Zeiten, in denen Glaube und Kirche um Bedeutung ringen, stehen solche Impulse in der Gefahr, überlesen zu werden. Doch bei Hemmerle wirken sie leise und eindringlich zugleich: Glaube bekommt Gestalt im Alltag, im Einfachen, im Schwachen — und damit eine Substanz, die weit trägt.
Form und Kunst — Bilder als Theologie
Dass das Buch nicht nur aus Worten besteht, sondern durch Fotografien von Skulpturen des umbrischen Künstlers Roberto Cipollone (CIRO) bereichert wird, ist kein bloßer Luxus — es macht den theologischen Anspruch sinnlich erfahrbar.
Diese Bilder öffnen eine visuelle „Hintertür“: Sie lassen Dimensionen des Geheimnisses lebendig werden, zeigen die Niedrigkeit, die Verletzlichkeit — und zugleich den Wert und die Würde des göttlichen Geschehens. Kunst und Wort zusammen verweben sich zu einer Spiritualität, die Herz und Verstand anspricht.
Für wen dieses Buch heute noch relevant ist
* Für Christinnen und Christen, die sich von traditioneller Weihnachtsrhetorik abwenden und das Fest neu, sensibel und existenziell betrachten wollen.
* Für Menschen, die im Alltag nach geistlicher Tiefe suchen — und bereit sind, mit Hemmerle aus der Routine auszusteigen.
* Für jene, die Kunst und Theologie als Verbindung verstehen und offen sind für Bildsprache als Ausdruck göttlicher Wirklichkeit.
Eine sanfte Kritik — und eine Einladung
Man könnte einwenden, dass Hemmerles Ansatz durchaus „elitär“ wirken kann: Wer sich mit poetischer Sprache und kunstvoller Bildsprache nicht identifizieren kann, mag den Zugang schwer finden. Die Texte verlangen Aufmerksamkeit und ein Mitdenken — sie sind kein simpler Weihnachtskitsch.
Doch gerade das macht das Buch besonders wertvoll: Es lädt nicht zur Bequemlichkeit ein, sondern zu Achtsamkeit, Sensibilität und Offenheit. In einer Zeit, in der das Weihnachtsfest oft konsumgetrieben oder oberflächlich bleibt, mutet Hemmerle das Gegenteil zu — und schenkt damit eine Einladung.
Fazit: „Zur Krippe durch die Hintertür“ ist ein Geschenk – auf geistlicher, theologischer und künstlerischer Ebene. Es fordert, bewegt und öffnet zugleich. Wer bereit ist, Weihnachten neu wahrzunehmen — nicht als vertrautes Ritual, sondern als tiefen, existenziellen Ruf — der findet in diesem Buch einen begabten Begleiter.
Ein ganz einzigartiges Weihnachtsbuch - und eine Empfehlung!
Autor: Klaus Hemmerle
Herausgeber: Wolfgang Bader
Mitwirkender: CIRO (Roberto Cipollone)
Zur Krippe durch die Hintertür
Art.Nr. 66-1135
ISBN 978-3-7346-1135-3
EAN 9783734611353
Seiten: 96
Umschlag: gebunden
18,- Euro