SKURRILES: Das Weihnachtskamel in Texas

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Das Weihnachtskamel in Texas

Weihnachten lebt von vertrauten Bildern: Maria, Josef, das Kind in der Krippe – und irgendwo am Rand ein paar wohlmeinende Hirten. In einer Gemeinde im texanischen Houston wollte man es in diesem Jahr besonders authentisch machen. Schließlich gehören zur biblischen Weihnachtsgeschichte auch Tiere. Also zog bei einem Weihnachtsgottesdienst ein echtes Kamel ein. Ein echtes. Lebendiges. Großes.

Was gut gemeint war, wurde schnell – nun ja – lebendig. Das Kamel, offenbar weniger liturgisch geschult als erwartet, reagierte auf Musik, Menschenmenge und Scheinwerfer nicht mit stiller Andacht, sondern mit deutlicher Meinungsäußerung. Es rutschte aus, hinterließ Spuren, sorgte für Unruhe – und für ein abruptes Ende des Auftritts. Die Weihnachtsfreude blieb, der Überraschungseffekt war allerdings größer als geplant.

Skurril ist das Geschehen nicht nur wegen des Kamels, sondern wegen einer uralten kirchlichen Versuchung: biblische Geschichten möglichst realistisch nachzustellen. Dabei übersieht man leicht, dass das Evangelium keine Eventdramaturgie braucht. Die Weihnachtsbotschaft lebt nicht vom Stallgeruch, sondern vom Zuspruch: Gott kommt leise, verletzlich, unscheinbar.

Ironischerweise hat ausgerechnet das störrische Kamel diese Wahrheit eindrucksvoll illustriert. Es erinnerte daran, dass Tiere, Menschen und Gottesdienste sich nicht immer nach Drehbuch verhalten. Weihnachten bleibt ein Fest der Kontrolleinbuße – Gott wird Mensch, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen.

Vielleicht gilt daher: Die besten Krippenspiele kommen ohne echte Kamele aus. Und wenn doch eines auftaucht, dann wenigstens mit genügend Abstand zur Kanzel. Amen – und frohe Weihnachten mit oder ohne Vierbeiner!

(Quelle: Houston Chronicle, Dezember 2025)

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