SKURRILES: Heilige Reliquien, blutige Bücher – was rettet eigentlich wirklich?

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Heilige Reliquien, blutige Bücher – was rettet eigentlich wirklich?

Blut und Heiligkeit – diese Kombination hat Menschen seit Jahrtausenden seltsame Ideen beschert. Die alten Ägypter mumifizierten ihre Könige und legten sie in den steinernen Mutterschoß der Himmelsgöttin Nut. Im Christentum wurden später Reliquien verehrt: von der Vorhaut Jesu bis zum Kopf Johannes des Täufers – Hauptsache möglichst körpernah.

Später wird es noch skurriler. Saddam Hussein, irakischer Diktator mit ausgeprägtem Größenwahn, ließ sich über zwei Jahre hinweg Blut abnehmen, um damit einen Koran schreiben zu lassen. Ein kalligrafisches Monument seiner Macht – kein Zeugnis des Glaubens, sondern seines Egos. 2006 endete er dennoch am Galgen.

Friedrich Freiherr von der Trenck, preußischer Offizier und Abenteurer des 18. Jahrhunderts, schrieb in der Festungshaft Notizen, Gedichte und Bittbriefe in Bibeln – mit eigenem Blut, mit einem Kamm als Feder. Ein dramatischer Auftritt zwischen Frömmigkeit, Verzweiflung und Selbstinszenierung. Gerettet hat ihn das nicht: 1794 starb er unter der Guillotine in Paris.

Beiden gemeinsam: Viel Blut, wenig Heil. Blutige Schriften erwiesen sich nicht als Lebensversicherung.

Der christliche Glaube setzt anders an: Nicht mein Blut bringt mich Gott näher, sondern Christus gibt seines für die Welt. Ich muss Gott nichts „mit Blut beweisen“. Wenn schon „blutiger Ernst“, dann bitte in einer anderen Form: Besser ist es, mit Herzblut Gutes zu tun – nicht, um sich selbst unsterblich zu machen, sondern damit andere leben können. Theologisch deutlich sauberer. Und erheblich weniger makaber.

(November 2025)

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