Papstwahl 2.0 - Kardinal-o-mat
Kardinal-O-Mat – Wenn der Heilige Geist auf den Algorithmus trifft
Ein skurriler Blick auf die Papstwahl 2.0
Kaum ist Papst Franziskus verstorben, zieht dicker Rauch durch das Internet – und zwar nicht aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle, sondern aus den Servern eines ungewöhnlichen Webangebots: www.kardinalomat.de. Hier können Neugierige in bester Wahl-O-Mat-Manier herausfinden, welcher Kardinal am besten zu ihren eigenen Vorstellungen eines idealen Papstes passt. Ein Satire-Projekt? Ein theologisches Experiment? Eine digitale Dosis göttlicher Ironie? Vermutlich von allem ein bisschen.
Heiliger Geist trifft HTML
Der „Kardinal-O-Mat“ funktioniert erstaunlich einfach: Zehn Fragen zu kontroversen Themen der katholischen Kirche – vom Pflichtzölibat über den Umgang mit LGBTQ+-Personen bis zur Weihe von Frauen zu Diakoninnen – beantworten, absenden, Ergebnis bestaunen. Der Algorithmus gleicht die Antworten mit den Haltungen von 22 aussichtsreichen Kardinälen ab, die von katholischen Journalisten im sogenannten „Kardinalsbericht“ dokumentiert wurden.
Das Ergebnis ist oft so verblüffend wie unterhaltsam. Da paart sich konservative Dogmatik mit südamerikanischer Volksfrömmigkeit oder progressive Haltung mit vatikanischer Contenance. Wer hätte gedacht, dass mein persönlicher Favorit ausgerechnet ein Erzbischof aus den USA ist, von dem ich vorher noch nie gehört habe? fragt sich manch Nutzer mit einem Schmunzeln – und vielleicht ein wenig erschrockenem Staunen.
Theologie zwischen Spaß und Ernst
Natürlich, der Kardinal-O-Mat ist keine Wahlempfehlung. Das stellt schon die Startseite klar: „Die Chancen stehen ohnehin nicht sehr gut, dass Sie wahlberechtigt sind.“ Doch gerade darin liegt ein gewisser Witz. Der digitale Test zeigt, was die meisten längst wissen: Der Papst wird nicht vom Volk gewählt. Nicht einmal von der Gemeinde. Nicht einmal von der Weltkirche. Sondern von etwa 120 meist älteren Herren im Kardinalskollegium – unter Ausschluss der Öffentlichkeit, aber unter Berufung auf den Heiligen Geist.
Und genau hier wird es theologisch interessant: Der Kardinal-O-Mat ist ein Spiegel. Er zeigt nicht nur, welcher Kardinal zu einem passen könnte – sondern auch, wie man sich Kirche wünscht. Was ist mir wichtig? Reform oder Tradition? Nähe zu den Armen oder Klarheit in der Lehre? Frauenordination oder Kirchenzucht? Die zehn Fragen können zur Selbstreflexion führen – oder zumindest zur Erkenntnis: Meine Vorstellungen von Kirche sind alles andere als eindeutig. Der Heilige Geist wird es da auch nicht leicht haben.
Ein Scherz mit Tiefgang?
Die Plattform wurde von einem deutschen Reddit-Nutzer entwickelt, basierend auf seriösen Recherchen und journalistischen Einschätzungen. Dass sie viral geht, liegt nicht nur an ihrem Humor, sondern auch an einem wachsenden Bedürfnis: Die Weltkirche ist in Bewegung. Viele hoffen auf einen neuen Papst, der Orientierung gibt – oder endlich Reformen wagt.
Dass ausgerechnet ein satirisch angehauchter Online-Test dabei eine Orientierungshilfe bieten soll, ist skurril. Und genau deshalb passt der „Kardinal-O-Mat“ perfekt in unsere Rubrik. Denn wo sonst, wenn nicht in der Skurrilität, offenbart sich manchmal ein wahrer theologischer Tiefgang?
Fazit: Nicht wahlberechtigt – aber meinungsfähig
Nein, der „Kardinal-O-Mat“ bestimmt nicht den nächsten Papst. Aber er zeigt auf amüsante Weise: Die Kirche ist kein monolithischer Block, sondern ein Ort lebendiger Auseinandersetzung, mit Kardinälen zwischen Aufbruch und Bewahrung, zwischen Barmherzigkeit und Dogma. Vielleicht wäre der Test auch für das nächste Gemeindekirchenratswahlverfahren eine Idee? Wer weiß, vielleicht bald auf www.presbyter-o-mat.de ... www.päpstin-o-mat.de ...
Hier geht’s zur Seite: www.kardinalomat.de(April 2025)