SKURRILES: Der Tech-Milliardär & der Antichrist

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Der Tech-Milliardär & der Antichrist

Man stelle sich Paulus auf dem Areopag vor – nur mit VIP-Bändchen, NDA am Eingang und Ticketpreisen, bei denen selbst Kirchenvorstände leise „Kyrie eleison“ seufzen. In San Francisco hielt Tech-Milliardär Peter Thiel eine Reihe „privater“ Vorträge über den Antichristen. Man stelle sich eine solche eschatologische Roadshow vor: ausverkauft, „off the record“, Tickets um die 200 Dollar – und vorne Peter Thiel, der erklärt, warum Klimaschutz, KI-Regeln und globale Institutionen Einfallstore des Antichristen seien. Er hat genau solche Vortragsabende in San Francisco gegeben – exklusiv, ohne Aufzeichnung, mit strengem Schweigegebot.

Wer Grenzen für Tech-Konzerne fordert, gilt in diesem Narrativ schnell als „Legionär des Antichrist“. Der Guardian bezeichnet Thiels Szenario einer „einen Weltordnung“, die Fortschritt stoppt – samt Seitenhieben auf Greta Thunberg & Co. –, als apokalyptische Collage aus Religion, Popkultur und Tech-Angst. Das Ganze klingt wie Apokalyptik on Demand, nur ohne Exegese und mit reichlich Nebelmaschine.

Theologisch ist das – freundlich gesagt – steil. In der Bibel ist „Antichrist“ keine Allzweckwaffe gegen Regulierung, sondern Warnruf zur Nüchternheit der Gemeinden (1 Joh 2,18). Wer die Offenbarung als PowerPoint über „böse Bürokratien“ liest, verwechselt Eschatologie mit ideologischer Kulisse. Bemerkenswert bleibt zudem die Demokratie-Skepsis: Ausgerechnet einer der mächtigsten Akteure der Tech-Ökonomie beschwört Schreckensbilder, wenn gewählte Institutionen Leitplanken setzen – und inszeniert dabei das eigene Milliardenvermögen als Bollwerk gegen „das Böse“. Das ist weniger Prophetie als Interessenpredigt.

Die FAZ nennt Thiel einen „Weltideenlieferanten“, pro-medienmagazin attestiert ihm religiöse Anleihen mit fragwürdiger Pointe. Treffender lässt sich die Skurrilität kaum fassen: ein High-Tech-Eschatologe, der anstelle von Buße lieber Börsenkurse heiligt – und der Kirche erklärt, was „Endzeit“ zu bedeuten habe.

Mein Fazit für die Kanzelhumorkartei: Apokalypse bitte nur mit solider Bibeltextgrundlage – und mit einer Prise Demut. Vor allem, wenn die Eintrittskarte teurer ist als das Gemeindefestbuffet. Und wenn schon Endzeit, dann machen teure Event-Tickets gar keinen Sinn, weil man das Geld ehedem nicht mehr ausgeben kann. Da bleibe ich lieber bei meiner alten Theologenregel: Erst Bibel, dann Börse - Mehr Gottvertrauen, weniger Schiss!

Quellen: The Guardian; FAZ; Washington Post; Reuters; pro-medienmagazin; WIRED (Oktober 2025)

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