Warum Grönland zu Dänemark gehört
Was verbindet einen evangelischen Pfarrer mit der Staatszugehörigkeit Grönlands? Klingt skurril, ist es auch! Denn tatsächlich verdankt Grönland seine heutige Bindung an Dänemark niemand geringerem als dem evangelischen Pastor Hans Egede, bekannt als „Apostel der Grönländer„ – oder für Kreuzworträtsel-Fans schlicht: „Apostel der Eskimos" mit fünf Buchstaben – genau, „Egede".
1721 war das Jahr, in dem Hans Egede mit seiner Frau Gertrud und seinem Sohn Paul in See stach, um die Nachfahren der Wikinger zum Protestantismus zu bekehren. Nach zweimonatiger Seereise erreichte die Familie am 3. Juli die Westküste Grönlands. Doch Wikinger fand Egede dort keine, stattdessen nur Ruinen. Und heidnische Inuit.
Um seine Mission überhaupt beginnen zu können, musste Egede mühsam die Sprache der Inuit lernen – und stieß dabei rasch an seine Grenzen. Schon beim Versuch, das Vaterunser zu übersetzen, offenbarte sich ein kurioses Problem: Brot war in Grönland gänzlich unbekannt! Egede reagierte pragmatisch: Aus dem „täglichen Brot" wurde kurzerhand: „Unseren täglichen Seehund gib uns heute." Man stelle sich die Überraschung der Inuit vor, als sie erstmals von dieser neuen, göttlichen Ernährungsempfehlung hörten.
Erst drei Jahre nach seiner Ankunft konnte Egede dann das erste Inuit-Kind taufen. Obwohl seine Missionstätigkeit durchaus kontrovers betrachtet wird, bleibt seine historische Rolle unbestritten. Egede legte mit seiner ersten Siedlung oberhalb des heutigen Nuuk den Grundstein dafür, dass Grönland bis heute staatsrechtlich mit Dänemark verbunden ist. Seit 1922 erhebt sich dort stolz sein Denkmal – allerdings nicht ganz unangefochten.
Im Sommer 2020 bekam Egede nämlich überraschend moderne Gesellschaft: Sein Denkmal wurde mit roter Farbe beschmiert, begleitet von der Parole „Decolonize!„ (Entkolonisiert!). Damit machten die Kritiker klar: Egede hat Grönland nicht nur den Protestantismus gebracht, sondern auch in eine koloniale Abhängigkeit geführt.
Somit verdankt Grönland seine Verbindung zu Dänemark kurioserweise ausgerechnet einem evangelischen Pfarrer. Geschichte schreibt eben doch die seltsamsten Geschichten!
(Mai 2025)